Anfang des Jahres 1962 kamen die Motorsportler des Auto- und Motorrad-Clubs Ludwigshafen auf die Idee, eine eigene Rallye ins Leben zu rufen. Prominente
Mitglieder, die Erfolge vorzeigen konnten, standen für die Organisation bereit. So wurde das Team Bein/Raschig 1960 Vizemeister im ONS-Pokal für Ausweisfahrer und 1961 gewannen
Bohrmann/Grafenhorst die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft. "Wer gut fährt und franzt, muß auch veranstalten können", nach diesem Motto ging's zur Tat. Doch hatten die Sportler die Rechnung ohne
ihren Clubvorstand gemacht. Dieser wollte natürlich eine finanzielle Absicherung der Erstveranstaltung. Es wurde gesammelt bei allen, die Geld in der Tasche hatten und, nachdem etwa 800,-DM
beisammen waren, gab der Vorstand grünes Licht. Die Erstveranstaltung lief mit 40 Teilnehmern unter der Leitung von Helmut Bein und Fritz Bohrmann als ganz böse Franzerei, aber mit großem Erfolg
und äußerst gewissenhaften Funktionären. Als am Ende der Fahrt der Schlußwagen ausfiel (das haben die so an sich...), mußte ein ZK-Funktionär vier Stunden nach Durchfahrt des letzten Teilnehmers
mit Gewalt von seinem Kontrollposten weggeholt werden. Das Nenngeld betrug damals nostalgische 30,-DM...!
1963 nahmen an der 2. Vorderpfälzischen
Wertungsfahrt (den Namen Rallye gab es damals noch nicht für so kleine Veranstaltungen) immerhin schon 70 Fahrzeuge teil.
1964 der erste
Durchbruch: Als "Lauf zum ONS-Pokal für Sonderfahrzeuge", das waren 38 DKW-Jeeps, und mit insgesamt 164 Startern. Da fuhr einer namens Krasky, einer namens Schons und einer namens Rack auf einem
Glas 1204 TS mit. Dann gab's einen, der hieß Martini und war aus Adenau und einen, der hieß Löw und fuhr auf einem Austin Cooper.
1965 kam ein
neuer Fahrtleiter namens Gert Raschig und führte die Orientierungsfahrt auf einen neuen Höhepunkt, so daß von 144 Gestarteten nur 77 den Weg ins Ziel fanden. Unter ihnen bekannte Namen wie
Weizsäcker/Bein, Behret/Ball, Bode/Löwenhardt, Braungart/Kohler und Richter/Schons.
So ging es 1966 weiter zur 5. Vorderpfälzischen, immer noch
als reine Orientierungsfahrt. An 4. Stelle fand sich das Team Pelzer/Warmbold (VW 1500 S) und an 10. Stelle Mehmel/Seelinger auf einem
Lancia.
1967 gab es erstmals eine Sonderprüfung - ein Slalom. Da wurde ordentlich geheizt, aber das Ergebnis zählte nur bei Punktgleichheit, die gab
es aber wegen der ganzen Franzerei erst gar nicht.
Bei der 7. Vorderpfälzischen 1968 war Achim Warmbold immer noch als Beifahrer unterwegs.
Zusammen mit seinem Fahrer Zweibäumer belegten sie Platz 6. Als Sonderprüfung gab es erneut einen Slalom.
1969 hieß dann die Veranstaltung: 8.
Vorderpfälzische Wertungsfahrt international. Das war eigentlich nur als Genehmigungserleichterung gedacht. Aber wer sagt's denn, Zweiter im Gesamtklassement wurde Nico Koob aus Luxemburg
zusammen mit Christoph Mehmel.
1970 ein weiterer Höhepunkt. Zum ersten Mal kein Salom, aber dafür vier Sonderprüfungen, die Kalmit war dabei
und Waldleiningen, nur anders herum. Unter den ZK-Funktionären bei dieser 9. Int. Vorderpfälzischen fand sich übrigens ein später berühmter Name: Jochen Mass - auf dem Sprung zu einem der
weltbesten Tourenwagen-, Sportwagen- und Formel 1-Fahrer. Während die Erfolge des einen noch in der Zukunft lagen, hatten andere AMC-Mitglieder bereits zahlreiche Erfolge
angehäuft: 1965 wurde Gerhard Schüler Deutscher Bergmeister, 1968 Gert Raschig und Wulf Biebinger ex aequo Deutsche Rallyemeister
und 1970 Helmut Bein wieder Deutscher Rallyemeister.
So führte kein Weg daran vorbei, daß die 10. Int. Vorderpfälzische
Wertungsfahrt 1971 ein Lauf zur Deutschen Rallyemeisterschaft wurde. Die Franzerei wurde weniger und die Heizerei mehr. Achim Warmbold und Christoph Mehmel auf BMW 2002
Ti gewannen diese Premiere.
Der Rest ist ein Stück deutsche Motorsport-Geschichte. Ab 1972 unter dem Namen "Internationale Rallye Vorderpfalz" wird
die Vorderpfälzische zu einem der ganz großen Klassiker in Deutschland, deren Wertungsprüfungsnamen jedem Rallyefahrer förmlich auf der Zunge zergingen: Totenkopf, Heldenstein, Kalmit, Taubensuhl
und natürlich Waldleiningen, jene 17 Kilometer im Pfälzer Wald mit 165 Kurven, die damals von den Besten mit einem Stundenmittel von mehr als 100 km/h durchfahren wurden.
In der
Siegerliste finden sich Teams wie Smolej/Pitz, Demuth/Fischer, Fritzinger/Hopfe und Weber/Wanger. Walter Röhrl gewinnt die Rallye dreimal. 1973 mit Jochen Berger auf
Opel Ascona und zweimal mit Christian Geistdörfer: 1978 auf Lancia Stratos und 1981 mit einem Porsche 924 Turbo.
Auch die
internationale Klasse gibt sich in der Vorderpfalz ein Stelldichein. 1980 gewinnen die Österreicher Sepp Haider und Jörg Pattermann (Opel Ascona) auf
Anhieb. 1982 versuchen sich die Monte Carlo Sieger Bernard Darniche/Alain Mahé im BMW M1 (!), müssen aber erkennen, daß die Trauben in der Pfalz höher hängen als
anderswo. Landsmann Jean Ragnotti wird 1984 mit Beifahrer Pierre Thimonier ehrenvoller Zweiter. 1985 gewinnt der Schwede Kalle Grundel
zusammen mit seinem deutschen Co Peter Diekmann.
1986 dann leider das Ende der Vorderpfälzischen als Lauf zur Deutschen Rallyemeisterschaft. Der
Genehmigungsaufwand wird zu hoch. Es wird - allem zum Trotz - ein unvergessener Abschied. Der schwarze Vulkan aus Frankreich gibt sich die Ehre. Michèle Mouton gewinnt mit ihrem englischen
Beifahrer Terry Harryman auf einem Werks-Peugeot 205 die Jubiläumsveranstalung - die 25. Int. Rallye Vorderpfalz - überlegen. Für die Pfälzer Rallye-Gemeinde und alle, die zur Geschichte der
Vorderpfälzischen beigetragen haben, ein würdiger Abschluß.
Von 2002 bis 2009 erwachte die Rallye Vorderpfalz neu als Vorderpfalz Classic, einer Oldtimerfahrt mit vielen Gleichmässigkeitsprüfungen auf den ehemaligen Pisten der Rallye Vorderpfalz, und mit zahlreichen Helden von damals am Start: u.a. Walter Röhrl, Walter Smolej, Klaus Fritzinger, Kalle Grundel, Jochi Kleint, Ludwig Kuhn, Joachim Knollmann, Harald Demuth, Christoph Mehmel, Jochen Berger, Wolfgang Inhester, Gunter Wanger, Henning Wünsch u.v.m.